Mittwoch, 4. November 2015

Die Zeit ist nur ein Wimpernschlag - Part II / Praxis

Und 1...2..3... in die Praxis reingestolpert.

Vor dem ersten Tag war ich furchtbar nervös. Ich hatte tierische Angst, zu versagen und mich nicht beweisen zu können....oder noch schlimmer, den Weg in die Pflege zu bereuen.

Die erste Frühschicht kam also. Und ich kam mir nie so falsch am Platz vor wie da. Im Schwesternzimmer angekommen wurde ich zwar mehr oder weniger freundlich begrüßt, aber das war es auch.
Ohne mir wenigstens kurz zu erzählen, was nun Phase sei, wurde mit der Übergabe los gelegt. Ich wusste nicht mal bei welchen Patienten ich genauer hin hören sollte, weil sich keiner als mein Mentor outen wollte.
Nach dem ich eine halbe Stunde Löcher in die Luft gestaunt hatte, wurde ich von einer Schwester aufgeklärt, ich gehöre zu ihr und es gehe nun los.

Ok....es geht los, "Ruhig bleiben, mach einfach das, was du gelernt hast"...
Im ersten Zimmer angekommen, kam ich mir einfach nur wie ein riesiger Ballast vor, ein Mensch, der nichts kann und nur dumm im Weg steht.  Meine Mentorin war mir da leider auch keine große Hilfe. Alles musste flott gehen, ich durfte nach den Vitalwerte messen nur das ein oder andere Körperteil waschen und/ oder abtrocknen, oder mal was halten / wegschmeißen,...
So hatte ich mir das nicht vorgestellt. Auch der weitere Tag war (für mich) nur hektisch und ich hatte das Gefühl, dass ich eigentlich nur meiner Mentorin hinterherrenne, ohne zu wissen, warum überhaupt.
Ich möchte hier dieser Person aber keine Qualifikation absprechen! Ich glaube nur, dass sie den Spagat zwischen normalen Pflegetag und einen neuen Schüler anlernen nicht so gut gewachsen ist, wie andere. Ist aber auch nur meine subjektive Meinung.

Am dritten Tag bekam ich dann einen neuen Mentor... und das war die Wende. Er nahm sich an einem Vollpflege- Patienten über eine Stunde Zeit für mich, ließ mich waschen und berichtigte mich nur an den Stellen, an denen ich Fehler machte. Ich hatte endlich meinen ersten Patienten versorgt! Nicht nur Körperteile! Außerdem gab mein Mentor mir auch das Gefühl von " Es ist nicht schlimm, dass du noch nicht alles weißt. Hauptsache du nimmst dir Verbesserungsvorschläge an und bist immer  wissbegierig!"
Und das nahm ich mir an! Ich wurde von Tag zu Tag sicherer mit den Abläufen, den Umgang mit den Patienten und in meinem generellen Auftritt.
Das merkten auch meine Kollegen, denen ich an die Seite gestellt wurde. Also durfte ich nicht nur Waschen, so wie es der Lehrplan vorschreibt, sondern schon vieles mehr! Blutzucker messen; Wasser, Nahrung, Medis über die Magensonde verabreichen; Verbandswechsel; usw usw.
Ich hätte sogar schon eine nasale Magensonde legen und Blut abnehmen dürfen, wenn es sich angeboten hätte....weil es mir durch meine Leistung und mein Auftreten zugetraut wurde. Toll!

Vergleiche ich meine Anfangstage mit jetzt, bin ich sehr stolz und froh auf meine Entwicklung! Ich liebe meinen Beruf, auch wenn es manchmal hart ist.
Aber das gehört nun mal dazu!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen